Monatsarchiv: März 2012

ein – aus

So, heute ist offiziell der letzte Tag des Projekts Mission 1 Million.

Der Kontostand befindet sich im mehrstelligen Bereich im Plus, mittlerweile sind die meisten meiner Bilder verkauft.

Der Publikumsfavorit der Ausstellung war übrigens – überraschender Weise – folgendes Bild:

Bei näherem Hinsehen: Einschusslöcher. Erstaunlich, wie viele verschiedene Vorstellungen von Spaß es gibt.

Entstanden ist das Bild letztes Jahr im Oktober. Ich streifte durch die Hinterhöfe unserer Stadt und entdeckte irgendwo eine weiße Tür – mit seltsamten Flecken drauf. Zuerst dachte ich, es sei eine Holztüre und die Maserung käme durch den abgeblätterten Lack zum Vorschein. Es stellte sich heraus, dass es sich um Einschusslöcher handelte, daumendicke Dellen in einer Feuerschutztüre. Und so wie ein Stein Wellen wirft, wenn er ins Wasser fällt, erzeugten die Kugeln beim Aufprall konzentrische Kreise im Metall – diese korrodierten unterschiedlich und erzeugten so eine Palette von Rosttönen.

Ein Ausstellungsbesucher, von Beruf Förster, also bestens vertraut mit Waffen aller Art, meinte, es müsse sich um eine alte Flinte handeln, mit der hier geschossen wurde: Ein großes Kaliber aber mit wenig Durchschlagskraft. Vielleicht ein Vorderlader. Alle anderen Schusswaffen würden kein solches Muster erzeugen können, große Kaliber hätten entweder gleich voll durchgeschlagen, kleine Kaliber hätten nicht solche Dellen und Formen hinterlassen. Interessantes Detail.

Fun Fact: Für die Ausstellung hatte ich das Bild ursprünglich schon aussortiert. Der Druck im Format 60x90cm erschien mir etwas zu langweilig und wenig aussagekräftig. Auf Isis ausdrücklichen Wunsch nahm ich es dennoch auf. Es erzielte den mit abstand höchsten Preis.

Was bleibt unterm Strich außer dem Kontostand?

Darüber werde ich in den nächsten Tagen in Ruhe nachdenken: Der Frühling ist da, und ich erinnere mich an so einige Stunden mäandrierender Recherche unter dem Strommasten hinter unserem Haus. Der Epilog der Mission 1 Million wird dann das abschließende Kapitel meiner Geschichte sein.

Jetzt mach ich mich auf den Weg zu Michis Nacht, wo schon die Band auf mich wartet. Von 18:00 Uhr bis 18:00 Uhr. Das ist mal eine Ansage. Und ich habe Grund zum Feiern.


Noch 1 Tag

Kontostand:                 +

So, noch 1 (in Worten: ein) Tag bis zum offiziellen Ende des Projekts. Dann wird abgerechnet. Ich bin dann fast schon weg.

Nach einem Jahr.

Und wenn ich in so einer Stimmung bin, dann fallen mir immer nur Dinge auf, die die Stimmung verstärken.

Misto.

Immerhin hab ich noch den ganzen, langen Sommer vor mir.

Mich überkommt tatsächlich so etwas wie Nostalgie.


Haifischbecken?

Kontostand:                 +

Heute zwei Anrufe: Ob ich im Herbst in einem lokalen Veranstaltungsort ausstellen möchte (ca. 8 Wopchen, Vernissage inklusive) und im Winter in der Nachbarstadt.

Der Preis?

Beide veranstalter zahlen Leihgebühr für jeweils 35 Bilder, wenn/falls ich Bilder verkaufe fließt der Erlös („natürlich“) in meine eigene Tasche.

Ob ich will?

„NATÜRLICH!“

Anruf von „Einfach nur Felix“: Er „hat da jemanden an der Hand“, der sich sehr („ich betone, sehr„) für meine Bilder interessiert und mir einen Vertrag auf Honorarbasis anbietet. Genaueres erfahre ich nächste Woche.

Orell sagt, ich prostituiere mich nicht nur als Schlagzeuger (indem ich in verschiedenen Bands spiele) sondern jetzt auch noch als Künstler.

Mir doch egal 🙂

Ab ins Haifischbecken.


Solarenergie

Kontostand:                 +

Anruf von Tom, die Vernissage hat ihm sehr gut gefallen, er hat eine Menge neue Leute kennengelernt und viele Kontakte knüpfen können. Sogar einige feste Engagements für den Sommer hat er bekommen (für Musiker ist der Sommer immer saure Gurken Zeit).

Er lädt uns für nächsten Samstag, 31. März ein zu einer Feier des Bassisten – wieder in dem alten Haus an der Stadtmauer. Das ganze nennt sich „Michis Nacht“ und dauert von 18-18 Uhr. Ich kann mein Schlagzeug mitnehmen und dort über Nacht stehen lassen, wenn ich will.

Cool.

Ich nehme natürlich gleich mein Vintage Set mit. Leider werde ich bis Samstag wohl keine Vintage Becken mehr dazu bekommen. Aber ich spiele natürlich mit der 70er Hihat, die ich vor einiger Zeit gebraucht gekauft habe.

Außerdem habe ich mittlerweile einen völlig neuen Bezug zu Michis Haus: Er ist Architekt und hat beim Umbau seines Hauses ein Kinderskelett gefunden, das in der Stadtmauer (=die Rückwand des Hauses) begraben war. Eine forensische Anthropologin analysiert, dass das Skelett aus dem 30 Jährigen Krieg stammte.

Als Ex-Skelettbesitzer werde ich finde ich da bestimmt reichlich Gesprächsstoff.

Heute zum Meditieren an der Tankstelle gewesen, die Kassiererin wollte mich ernsthaft am Fotografieren hindern:

Solarenergie.


Sonor Phonic

Kontostand:                 +

Auch die Snare repariert.

Unter dem Flugrost fand sich tatsächlich eine Sonor Snare – Made in Germany.

Charakteristisch hier auch wieder die Innendämpfung der Trommel, ein Filzstück, das mit einer Mechanik gegen das Trommelfell gepresst wird. Wie stark, das lässt sich mit einer Schraube einstellen.

Auch die Abhebung des Snareteppichs ist interessant, ebenso wie die Spannböckchen. Letztere sind massiv und aus Metall, anders als bei der ähnlichen Sonor Swinger Snare aus dem selben Zeitraum.

Der Kessel hat keine Schweißnaht, ist also aus einem Stück gemacht und das Material nennt sich FerroMangan.

Recherche zeigt, dass es sich um eine Sonor Phonic Snare handelt, hergestellt zwischen 1975 und 1979. Das Sonor Museum half dabei: http://www.sonormuseum.com/identify/indentify.html.

Der Wert beläuft sich auf – je nach Zustand, hier sehr gut – 275€ (Deutschland) bis 500€ (USA).

Ein Edelstein auf der Müllkippe 🙂


Vintage Drumming

Kontostand:                 +

So, heute zur Entspannung mit dem Reparieren des Schlagzeugs angefangen.

Die Marke: Oakland/Japan, aus den 70ern. Ein Fuß fehlte allerdings, also bin ich in den Musikladen gefahren und hab den anderen als Muster mitgenommen.

Der Schlagzeuger dort war total aus dem Häuschen: „Wo hast du denn das alte Ding her? Sowas wird seid mehr als 30 Jahren nicht mehr hergestellt!“ Leider hatte er kein Ersatzteil mehr für sowas, meinte aber, ich solle das Oakland so gut restaurieren, wie möglich, denn „Vintage Drumming ist gerade voll da!“.

Also ein neues Paar Beine an die alte Bassdrum geschraubt.

Neue Fälle aufgezogen (Remo Ambassador, meine Lieblingsfelle), das ganze Chrom ein wenig poliert und voila, ein funkelndes Schlagzeuge in Kupfer.

Hergestellt wurden Oakland Drums übrigens von dem Japaner Hoshino Kougyou, als Kopien der großen amerikanischen und japanischen Marken. Die Bassdrum ist geborht, d.h. die Tomhalterungen sind an der Bassdrum befestigt.
Die Toms (12″, 13″ und 16″ haben ein Dämpfungssystem mit Filzdämpfern, die sich in den Trommeln befinden und anhand einer Rändelschraube von außen so verstellt werden können, dass das Filz gegen das Schlagfell drückt (wie das bei einigen Snares heute noch der Fall ist).

Real vintage.

Klingt auch so. Aber nicht schlecht.


Rote Punkte

Kontostand:                 +

Ausgaben:                    00,00

Einnahmen:                  00,00

Verwendungszweck: –

Nachtrag zu gestern: Eröffnungstag der Ausstellung. „Einfach nur Felix“ kam sonnenbebrillt mit ein paar Geschäftsfreunden vorbei. Diese Geschäftsfreunde kauften mir – relativ kritiklos, muss ich gestehen – einfach so die Hälfte meiner Bilder ab, für Summen, für die ich mich fast schäme.

„Einfach nur Felix“ hatte einen Aufkleberbogen mit roten Punkten dabei und führte seine Freunde wie bei einer Verkaufsmesse von Stellwand zu Stellwand, während er redete und redete und von Zeit zu Zeit rote Punkte neben meine Bildbeschreibungen klebte.

Am Ende war der Spuk vorbei, so schnell, wie er begonnen hatte, die ganze Meute verließ händeschüttelnd den Ausstellungsraum und nur Felix blieb noch kurz zurück, um mir die restlichen roten Punkte in die Hand zu drücken und zu sagen „Die brauchen Sie vielleicht noch“.

Ich bin immer noch konsterniert.

Eitelkeit: Eigentlich hätte ich den Leuten lieber meine Bilder erklärt, bevor sie sie kaufen. Aber ich schätze, man kann nicht alles haben.

Eine Kröte muss man schlucken: Kunst oder Kohle?

Hier: Kohle.

Heute Orell, Mia, Lukas und Syl angerufen und für 15:00 auf das Sonnendeck einbestellt. Drei ist gut, dachte ich mir, dann habe ich mit Isi noch Zeit zum Relaxen.

Dachte ich mir.

Fünf Minuten später läutet es an der Tür, Orell und Mia stehen draußen. „Etwas kurzfristig: um fünf vor drei anrufen, dass wir um drei hier sein sollen.“ Orell grinste. „Zeitumstellung vergessen?“

Misto.

Irgendwo auf der Welt ist es bestimmt fünf, sagten wir uns und begannen, Whisky zu trinken.

Die Kinder machten Saltos auf dem Trampolin, ich in meinem Kopf.


Karaoke Party

Kontostand:                 -377,26

Ausgaben:                    00,00

Einnahmen:                  00,00

Verwendungszweck: –

Gestern war’s großartig alles hat geklappt wie am Schnürchen, und sogar besser: Zuerst die Vernissage. Musik – Rede des Gastgebers – Musik – Rede des örtlichen Kulturreferenten – Musik – meine Rede („Das Büffet ist eröffnet. Betrinkt euch.“ – tosender Applaus).

Die mehr als 50 Gäste stürmten das Büffet, die Bar und dann mit Sektgläsern und Lachshäppchen in der Hand die Galerie – wo tatsächlich ernsthaft über meine Bilder diskutiert wurde! Je fortgeschrittener die Stunde, desto ernsthafter wurde diskutiert, wobei der Alkohol dann noch ein Übriges tat.

Irgendwann setzte sich Tom (der Pianist) wieder hinter das Klavier und Christine (die Sängerin) begann wieder zu singen. Das ging dann bis um ca. 22:30 so, bis die Rufe nach mehr Alkohol und mehr Instrumenten laut wurden.

Die Feier wurde kurzerhand zu uns nach Hause verlegt. Fahrgemeinschaften wurden gebildet und so war wenig später der Wendehammer vor unserem Haus voll Autos und unser Haus selbst voll Leuten. Und die Leute voll Alkohol.

Nicht zu fassen: Orell, Lukas und Syl haben eine Platte mit Häppchen gebunkert!

Es stellte sich heraus, dass unter den Gästen einige Gitarristen waren, also wurden die Gitarren meiner Sammlung verteilt. Das Keyboard wurde eingestöpselt, ein paar Mikrofone auch, und dann ging es los, wie auf einer Karaoke-Party.

Fun Fact: Art Bechstein spielt auch Schlagzeug und bewunderte mein Pearl Set aus den frühen 90ern („Die Sets von damals haben den besten Drumsound, den es gibt“).

Herr Schubert war ebenfalls da und spielte Klavier (wie sollte es bei diesem Namen auch anders sein) und Bechsteins Managerfreund („einfach nur Felix“) sang zweistimmig – laut und falsch – Cocaine.

Um 3 Uhr war dann Schluss.

Um etwas herunter zu kommen, sah ich mir noch die Thicker Than Water DVD von Jack Johnson an, und ging dann um vier ins Bett, schließlich soll ich heute den ersten Tag der Ausstellung begleiten.


heiße Phase

Kontostand:                 -377,26

Ausgaben:                    50,00

Einnahmen:                  368,00 – 500,00 – 1000,00

Verwendungszweck: Büromaterialien (Powerstrips, Druckerpapier etc.)

Heute sind die Einnahmen meiner Bücher auf das Konto überwiesen worden: 368 €!

Selbsthilfe Bücher zum Thema Reichtum sind nach wie vor der Renner.

Außerdem hab ich festgestellt, dass bereits vor zwei Wochen zwei weitere Sponsoren Geld auf mein Konto überwiesen haben: einmal 500€ und noch einmal 1000€

Den Überblick über die Ausgaben der letzten Tage (Bürobedarf etc.) habe ich leider verloren und setze ich deshalb mit ca. 50€ an.

Alle Bilder in den VW Bus eingeladen, und ab geht es zur Ausstellung.

 

Zwischenbericht: Alles gut gegangen, die Bilder hängen.

Schlechtes Zeichen: Wenn ich heute noch etwas poste, war’s nur mittel

Gutes Zeichen: Wenn ich heute nichts mehr poste.


Countdown to Meltdown

Kontostand:                 -2195,26

Ausgaben:                    00,00

Einnahmen:                  00,00

Verwendungszweck: –

Vormittags noch die letzen Besorgungen gemacht (Power Strips, Reservedraht, doppelseitiges Klebeband), einen Stapel Bücher zur Post gebracht (ich bin ein seriöser Verkäufer!) und dann noch die Texte zu den Bildern ausgedruckt.

Warum Texte?

Na ja, ich selbst schätze meinen künstlerischen Status noch nicht so hoch ein, als dass ich es wagen könnte, die Ausstellungsbesucher mit abstrakten rostigen Bildern allein zu lassen. Deshalb habe ich – nach ausgiebiger Recherche – Beschreibungen zu den Bildern verfasst, die ich dann drunter/dran klebe.

Morgen wird’s dann ein bisschen eng, was den Zeitplan betrifft: Um 13:00 Uhr sind die Schulungen zu Ende, die Vernissage mit den geladenen Gästen beginnt um 19:00 Uhr. Davor müssen

a) Die Stellwände aufgestellt werden

b) Die Bilder aufgehängt werden

c) Die Beschreibungen angebracht werden.

Was sich hier so leicht anhört, ist eine etwas diffizilere Geschichte. Es muss tatsächlich ein Rädchen ins andere greifen.

Falls nichts schief geht, bin ich um 17:00 Uhr zu Hause, dusche, ziehe mich um (weißes Hemd, Sakko, schwarze Schuhe, und Jeans – schließlich bin ich cooler Künstler) und fahre dann wieder zur Ausstellung, so dass ich um 18:00 den Aufbau des Büffets überwachen kann und kurz mit der Band Soundcheck mache.

BTW: Erinnert sich noch jemand an den alten Commodore 64 Spiele-Klassiker Countdown to Meltdown? Man muss einen Atomreaktor vor der Überhitzung bewahren. Beängstigend zeitgemäß für ein Spiel von 1986.

Der Count Down läuft.

Immerhin sind gerade noch rechtzeitig die beiden letzten Bilder angekommen.

Später noch Bandprobe.

Das muss sein. Zur Entspannung.

Musik und Whisky!