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Gestern Abend
Abseits vom Gemenge sah ich, wie zwei Alt-Rocker erst verschwörerisch miteinander tuschelten, und dann irgendwelche Tabletten einwarfen. Als ich sie fragte, was sie nehmen, meinten der eine: „Antihistaminika. Gegen Heuschnupfen.“ Der andere fügte hinzu: „Im Bier sind auch Histamine. Und dagegen bin ich empfindlich. Immer wenn ich mehr als zwei Bier trinke, kriege ich Schnupfen. Die Antihistaminika sind Prophylaxe.“
Heute Nacht
Der Wetterbericht hatte sich leider nicht getäuscht. Ein Gewitter von apokalyptischen Ausmaßen.
Wir (Orell, Syl, Isi und ich) hatten mein altes Jack Wolfskin Iglu aufgebaut. Als es so richtig zu schütten anfing, zogen wir uns erst unter das Vorzelt (imprägnierte, schwere Baumwolle) zurück, irgendwann gaben wir auf und krochen in die Schlafsäcke. Gestört wurde unser sanfter Schlummer lediglich durch helle Blitze, Donnergrollen und unsere Nachbarn: Statt eines Zeltes hatten sie einen Gartenpavillon aufgebaut – wie die meisten der Konzertbesucher. Ist wohl eine Modeerscheinung. Als das Gewitter kam, war ihnen das ganze Metall um sie herum wohl nicht ganz geheuer, so dass sie sich ins Auto zurückzogen. Faradayscher Käfig. Aus Langeweile (und Konzerteuphorie) begannen sie dann, die Titelmusik von Indiana Jones zu hupen. Dann die von Shaft. Highway to Hell erkannte ich noch, dann übermannte mich der Schlaf.
Gegen 5 Uhr hörte der Regen endlich auf, ich nutzte die Gelegenheit und spazierte auf dem Campinggelände herum. Von einem kleinen Hügel aus sah ich das ganze Ausmaß der Zerstörung: Überall lagen weiße Gartenpavillons deren geknickte Beine wie bei Weberknechten in alle Richtungen standen. Zerflederte Iglus, Durchtränkte Schlafsäcke. Die Menschen hatten sich in die Autos zurückgezogen, an deren beschlagenen Scheiben sich Füße, Arme und Gesichtshälften drückten.
Das einzige Zelt, das noch stand, war unseres.
Wenn jemand die Apokalypse überlebt, dann sind wir das.